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Trauer um verstorbenen ehemaligen Schulleiter Rempel

28.07.2015 Johannes Rempel kam im Jahr 1960 als Lehrer an unsere Schule und erlebte gleich nach seiner Ankunft das verheerende Erdbeben, das Valdivia in jenem Jahr erschütterte. Von 1963 bis 1966 war er der Schulleiter unserer Einrichtung.

 

Mit 94 Jahren verstarb am 16. Juni in Mainz unser ehemaliger Deutschlehrer und Schulleiter Johannes Rempel, von dessen Tod wir heute erfuhren. Seine Beerdigung fand am 22. Juni statt. Unser herzliches Beileid an seine Familienangehörigen, Freunde und Bekannten.

Johannes Rempel besuchte unsere Schule am 12. März 2013 mit stattlichen 92 Jahren und wir hatten die Gelegenheit, mit ihm über seine Erinnerungen an die Zeit in Valdivia, vor allem das Erdbeben kurz nach seiner Ankunft zu sprechen.

 

In Erinnerung an ihn folgt der Bericht, der im Jahr 2013 über diesen Besuch veröffentlicht wurde.

 

 

Besuch vom ehemaligen Schulleiter Johannes Rempel

13.03.2013 Gestern Nachmittag beehrte uns Johannes Rempel, der zwischen 1963 und 1966 Direktor unserer Schule war, mit seinem Besuch. Zu diesem Anlass waren Klaus Grob, der in dieser Zeit Vorstandsmitglied war und Adolfo Burgos, der mit ihm als Schulinspektor arbeitete, eingeladen. Ebenso anwesend waren Alfredo Grossolli und Kurt Hellemann.

 

 

 

Rempel kam 1960 als Deutschlehrer nach Chile. 1963 wurde er zum Schulleiter, nachdem sein Vorgänger auf Grund von Differenzen mit dem Vorstand sein Amt niedergelegt hatte.

 

Während seines Besuches berichtete er von schönen Momenten aus seiner Zeit als Schulleiter und erinnerte sich an ehemalige Kollegen, zu denen er jahrelang Kontakt gehalten habe. Er bezog sich ebenfalls auf die traumatische Erfahrung des Erdbebens von 1960, das er nur wenige Tage nach seiner Ankunft in Valdivia erleben musste. Seine Familie verlor damals all ihr mitgebrachtes Hab und Gut und erlebte hautnah die Angst und Not, unter der damals ganz Valdivia litt.

 

Im Zuge des Erdbebens gingen damals insgesamt 13 deutsche Lehrkräfte zurück nach Deutschland. Rempel entschied sich zu bleiben und die große persönliche und berufliche Herausforderung anzunehmen. Zunächst musste der Umzug der Schule von der Picarte-Straße zum jetzigen Schulsitz organisiert werden. Möbel, Dokumente sowie Teile des ursprünglichen Gebäudes wurden an den neuen Ort transportiert. Trotz der schwierigen Bedingungen begann am 10 August mit 327 Schülern erneut der Unterricht. In nur zehn Klassenräumen wurden morgens die älteren und nachmittags die jüngeren Schüler unterrichtet. Da es lange Zeit keinen Strom gab, war man auf das Tageslicht angewiesen. Überrascht stellte Rempel fest, dass das ehemalige Lehrerzimmer heute das Büro des Direktors ist.

 

In Rempels späterer Zeit als Schulleiter setzte er alles daran, um die entstandenen Unstimmigkeiten zwischen Lehrern, der Verwaltung und seinem Vorgänger sowie dessen Konflikte mit dem Vorstand zu beheben und insgesamt ein gutes Arbeitsklima herzustellen. In diesem Zusammenhang wurde eine klare Trennung von pädagogischen und finanziellen Kompetenzbereichen vereinbart. Während die Schulleitung von nun an für die pädagogischen Inhalte verantwortlich war, war es der Vorstand für finanzielle Angelegenheiten. Diese Trennung habe maßgeblich zur Verbesserung des Schulklimas beigetragen.

 

Rempel reflektierte zum Abschluss, dass es im Leben letztendlich nicht auf die materiellen Dinge ankomme, sondern wertvolle zwischenmenschliche Beziehungen und die Freude an dem, was man tue, ein erfülltes und glückliches Leben garantierten.

 

Er bedankte sich von ganzem Herzen für das Gespräch und versicherte, dass er noch stundenlang aus seinen Erinnerungen erzählen könnte. Wir bedanken uns für seinen Besuch und die vielen interessanten Einblicke, die er uns gewährt hat.